Die Bauherrengemeinschaft wurde auch deshalb ausgewählt, weil sie das Projekt als Bürogebäude vorgestellt hatten. Damit verbunden war der Erwerb von günstigem Bauland in einer Premiumlage, das der Gemeinde gehörte. Die Bauherren offerierten zum Zeitpunkt des Erwerbs die Möglichkeit, dass sich in diesem Gebäude neben Architekten, Ingenieuren auch Gewerbebetriebe ansiedeln würden. Sie sollten der Gemeinde wichtige Gewerbesteuern einbringen. Unter diesen Voraussetzungen stimmten die Gemeinderatsmitglieder für das Vorhaben.
Nun soll laut Murnauer Tagblatt aus diesem Bürogebäude anscheinend ein Ärztehaus werden. Dies wäre mit Sicherheit ein Grund gewesen, der Bauherrengemeinschaft den Verkauf des Grundstücks zu verwehren, denn aufgrund des Grundsatzbeschlusses des Gemeinderates von 2015 sollten sich keine Ärzte im Kemmelgelände ansiedeln dürfen, weil unter anderem freie Berufe und Ärzte keine Gewerbesteuer zahlen. Höchstwahrscheinlich hätte sich die Gemeinde dann alternativ für eine gewerbliche Ansiedlung entschieden, was für das Steueraufkommen der Gemeinde sicher positiver gewesen wäre. Wenn nun von einem „Ärztehaus“ die Rede ist, drängt sich die Frage auf, ob die Gemeinde etwa bewusst hinters Licht geführt wurde?
Sicher lassen sich Frau Dr. Teufels Sorgen um Platzmangel und fehlendem Barriere-freien Zugang zu ihrer bestehenden Praxis verstehen. Und es stimmt, dass im Bauausschuss zum Teil kontrovers diskutiert wurde, das ist Demokratie in der Urform. Dass sich die Mitglieder im Bauausschuss mehrheitlich gegen das Vorhaben entschieden haben, ist ein Ergebnis dieser Diskussion, der Frau Dr. Teufel übrigens beiwohnte.
Die Befangenheit, die in diesem Artikel Herrn Holger Poczka unterstellt wird, muss in aller Form zurückgewiesen werden, da er bei weitem nicht der einzige war, der in dieser Sitzung eine Position vertrat, die den Willen des Gemeinderats seit Jahren in zahlreichen Sitzungen und Abstimmungen wiederspiegelt.
Die Ausblutung des Marktes und die Schwächung des Ortskerns ist seit langem eine große Sorge der Murnauer Bürger und somit in Vertretung auch eine Sorge der Gemeinderäte.
Sabine Pecher und Stefan Lechner (Gemeinderäte für ÖDP/Bürgerforum)
